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Rundwanderweg zu den Flur- und Kleindenkmalen um Pertolzhofen

"Kreiza oder Marterla“ (Kreuze oder Martern) werden sie im Volksmund genannt. Gemeint sind damit die in Bayern noch häufig vorzufindenden Flur- und Feldkreuze aus Stein und Holz, Bildstöcke, Bildsäulen, Sühnekreuze und Totengedenkbretter. Auch Kapellen und Glockentürme gehören zu diesen Kleindenkmalen. So manche Flurbezeichnung wurde nach ihnen benannt, so zum Beispiel „Kreuzacker“, „Beim Kreuz“ oder „Kapellenacker“.

Auch im Raum Pertolzhofen –Wagnern – Mantlarn gibt es noch verhältnismäßig viele derartige Zeugnisse aus dem 19. und 20. Jahrhundert, eines sogar erst aus dem 21. Jahrhundert. Sie wurden meist errichtet nach Unfällen in der Land- und Forstwirtschaft, aus Gelübden heraus, aus Dankbarkeit für eine gefährliche Situation, aus der jemand glücklich herauskam oder auch zur Ehre Gottes oder der Muttergottes.

Bei der Befragung der Eigentümer war auffallend, dass die Marterln überwiegend einmal wo anders standen und ein- oder schon mehrmals ihren Standort wechselten. Meist waren Wege- und Straßenbauarbeiten Anlass für ihre Versetzung. Diese Objekte zu erhalten und der Bevölkerung wieder nahe zu bringen, war Anlass für die Konzipierung dieses Rundwanderweges.

Unsere Wanderung beginnt am Dorfplatz mit der Kapelle St. Johannes Nepomuk (Rokoko). Sie wurde 1732/33 von Johanna Sibylle von Bertolzhofen errichtet.

Gleich daneben am Aufgang zur Marienkirche – für Ortsunkundige ein Blick hinein lohnt sich auf jeden Fall – das Dorfkreuz mit einem auf einem 2 m hohen Pfeiler sitzenden und ebenso hohem Eisenkreuz, mit Kleeblattenden und Christuskorpus. Datum der Errichtung unbekannt.

Der alte Weg zur Schwabenmühle, gleich nach der Kirche rechts ab, führt zur nächsten Station, einem 1,90 m hohen Bildstock mit 1,20 m großem Gusseisenkreuz und Altarbild. Die Bildnische ist mit einem Bild der Hl. Muttergottes belegt, im Sockel die Initialen A.G.M. und die Jahreszahl 1865. Anlass der Errichtung nicht mehr bekannt. Sein ursprünglicher Eigentümer soll der Mühlenbesitzer Gradl gewesen sein. Mögliche Deutung der drei Buchstaben: Anton Gradl, Müllner.

Gleich in der Nähe, am Sportplatz ein weiterer Bildstock der Familie Josef Forster, 1,60 m hoch mit 0,55 m großem und Blech überdachtem Gusseisen-kreuz, im Sockel die Jahreszahl 1908. An seinem früheren Platz, am „Kirchsteig“ führte die Flurprozession an einem der drei Bitttage über Braunsried und Wagnern nach Dieterskirchen. Die Bildnische weist ein Bild des hl. Christophorus aus.

Wir kehren um und begeben uns auf dem Wirtschaftsweg in Richtung Wagnerner Straße, biegen links ab und folgen ihr bis zum rechts am Wegesrand aus einer tiefgründigen Gläubigkeit heraus errichtetem 1,80 m großen Bildstock der Familie Eckl. Das 1,00 m hohe und 0,60 m breite Kunst geschmiedete, mit Ornamenten verzierte und Blech überdachte Kreuz ist ein Werk des ortsansässigen Kunstschmiedemeisters Eduard Segerer. In der Inschriftentafel steht zu lesen: „Für Gott und seine Wahrheit – Gelobt sei Jesus Christus“, im Sockel das Jahr der Errichtung „2000“. In der Bildnische ebenfalls ein Abbild des hl. Christophorus.

Die Straße weitere rund 300 Meter bis zur Abzweigung (rechts) nach Braunsried nutzend, steht dann rechts am Wegesrand das sogenannte 2,10 m große „Sturmkreuz“ mit einem winzigen nur 30 cm hohem Gusseisenkreuz. Das Marterl wurde schon mehrmals versetzt, sein ursprünglicher Besitzer war die Familie Landgraf Pertolzhofen. Es soll um 1820 herum erstellt worden sein. Gepflegt wird es durch die Familie Forster (Hausname „Sturm“). Der Grund für die Errichtung ist nicht mehr bekannt.

Schon von Weitem sichtbar das nächste Objekt, das Dorfkreuz von Braunsried, als ungegliederter, schmaler, quadratischer 2,10 m hoher Pfeiler, darauf aufgesetzt ein Blech überdachtes 1,40 m hohes Eisenkreuz.

In Richtung Norden geht es auf einem Feldweg weiter, auf dem man wieder auf die Wagnerner Straße gelangt. Diese benutzend, kommen wir nach rund 350 Metern rechts an einem 4,50 Meter hohen Holzkreuz mit Wetterschutz vorbei. Dabei soll es sich um ein Werk des Pertolzhofener Bildhauers Fröller handeln.

Vor uns liegt Wagnern. Gleich nach dem Ortseingang links ein Bildstock der Familie Johann Karl, 1,80 Meter hoch, als Abschluss ein 1,20 m hohes Gusseisenkreuz mit Altarbild. Errichtet 1877 als Dank dafür, dass die Ahnen nicht „auf die Gant gekommen“ waren.
Wer einen Abstecher zum rund 250 Meter entfernten „Lindenstock“ machen will, findet dort ein Totengedenkbrett für einen verstorbenen Jäger.
Der Ortsstraße folgend links ein Bildstock der Familie Forster, 1,50 m hoch und mit einem 0,46 m hohen Eisenkreuz besetzt, um 1935 errichtet: Der Beweggrund ist nicht mehr bekannt. Gleich daneben ein schmuckloses Sühnekreuz aus Stein. Der Überlieferung nach soll es nach einem großen Kriege gesetzt worden sein.

In die Mantlarner Straße rechts abbiegend der Glocken- und zugleich Schlauchtrocknungsturm, erstmals 1910 errichtet. Gleich daneben ein 2,30 m hoher Granitpfeiler mit einem 1,70 m großen schweren Gusseisenkreuz. Die Initialen „M.F.“ weisen auf den Stifter Michael Forster und die Jahreszahl „1868“ auf die Errichtung hin.

Wir wenden und wandern auf der Straße nach Mantlarn weiter. Am Ortsausgang ein 1,80 m hoher Granitpfeiler mit einem 1,40 m großen und Kupferblech überdachten Eisenkreuz der Familie Lottner. Die Initialen „J.S.“ stehen für Johann Schneeberger, dem früheren Besitzer, die Jahreszahl der Errichtung ist mit „1867“ datiert, das  Motiv dafür unbekannt.

Noch im Wald gelangen wir linksseits zum 1,45 m hohem Bildstock mit überdachtem Eisenkreuz der Familie Götz, Mantlarn. Anlass und Jahr der Aufstellung sind nicht mehr feststellbar.

Nach Verlassen des Waldes in Höhe Mantlarns bietet sich in Richtung Norden ein herrlicher Ausblick auf unsere oberpfälzische Mittelgebirgslandschaft.

Am Ortsbeginn Mantlarn gleich links der Hausbildstock der Familie Schafbauer. 1,75 m hoch mit 0,85 m großem Gusseisenkreuz. Die Initialen im Schaft „G.K.“ stehen vermutlich für den/die damalige/n Besitzer/in Katharina Kraus, wobei das „G“ für den Namen Georg stehen könnte. Errichtet 1878, wobei der Anlass nicht mehr feststellbar ist.

In der Ortsmitte das 1,95 m hohe Dorfkreuz als Bildstock mit drei belegten Bildern und einem 0,90 m hohen Gusseisenkreuz. Die Bilder zeigen die Heiligen „Katharina“ und „Johannes der Täufer“ sowie die Inschrift „Gott schütze unser Dorf“. Die Errichtung wird im Sockel mit „1902“ angegeben.
Nur ein paar Meter weiter die Dorfglocke als Dachreiter, 1990 erbaut, auf dem Wirtschaftsgebäude der Familie Scheuerer und davor ein kleiner Hausbildstock, 1,40 m hoch und einem 0,50 m hohen Eisenkreuz. Die Bildinschrift lautet: „Gelobt sei Jesus Christus, in Ewigkeit Amen“. Vor dem Marterl eine kleine Lourdes-Grotte. Der Stein soll einst nach dem Tod eines Kindes aus Oberkonhof durch Ertrinken dort errichtet und später mit Einverständnis des früheren Besitzers, etwa um 1930, hierher versetzt worden sein.

Weiter geht es auf dem alten Weg in Richtung Pertolzhofen. Nach etwa 750 Metern fällt unser Blick auf das 4,50 m hohe Holzkreuz, das „Schirgenacker-Kreuz“ (Schirge = Scherge = Gerichtsdiener, Geldeintreiber). Staatsdiener wurden früher neben Geld auch mit „Deputatlohn = Naturalien belohnt, in diesem Falle mit der Nutzung eines Ackers. An dieser Stelle trafen früher die drei Landkreise Nabburg, Neunburg und Oberviechtach zusammen und wurde „das Dreiländereck“ genannt.

Gleich daneben, bereits in einem Acker stehend, der 1,40 m große Bildstock der Familie Josef Meier, Mantlarn, mit einem kleinen 0,47 m hohen Eisenkreuz. Die Bildnische enthält eine Blechtafel und zeigt Arme Seelen. Der Beweggrund für die Errichtung ist nicht mehr feststellbar. In dem Bild ist die Jahreszahl „1881“ erkennbar. Ortsansässige können sich noch an die einstige Bildinschrift erinnern, die lautete: „Wanderer bleib hier ein wenig stehen, und schau über die Bergeshöhen. Dort wirst du nach Entzücken, den Maria-Hilf-Berg in Amberg erblicken“.

Die Wanderung führt nun in nördlicher Richtung zum Ausgangspunkt zurück. Wiederum ein wundeschöner Ausblick auf die Landschaft über das ins Tal eingebettete Pertolzhofen. Am Ortseingang links, in Höhe Aufgang zum Kalvarienberg steht ein ehemaliges Grabkreuz aus Beton, 1,35 m mal 0,70 m mit Kleeblattenden und silberbronzenen Christus- und Marienkorpus auf einem kleinen Erdwall. Zum Wegwerfen zu schade, wurde es durch die Mutter von Frau Stahl als Wegekreuz vor rund 35 Jahren hier aufgestellt.

Im Ort selbst „Am Wolfsbach“, steht am ehemaligen Steig nach Mantlarn ein vergessener 1,70 m großer Bildstock, das sogenannte „Schmiekreuz“. Die Bildnische ist unbesetzt, das Kreuz vermutlich gewaltmäßig entfernt, da ein Stück vom Kapitell weggebrochen ist. Im Sockel findet sich die Jahreszahl 1896 und im Schaft die Initialen „J.S.“ für den einstigen Stifter Josef Segerer. Der Grund für die Aufstellung war nicht mehr zu ermitteln.Zur Betrachtung des Kreuzweges zum Kalvarienberg (1872 errichtet) mit seinen 14 Stationen und abschließender Kreuzigungsgruppe lohnt sich ein eigener Besuch.

Etwas abseits vom Rundwanderweg befindet sich südöstlich von Pertolzhofen auf einer Anhöhe (Flurname: „Zell“) und über einen asphaltierten Flurweg zu erreichen „Das hohe Kreuz“ (s´houcha Kreiz“). Dabei handelt es sich um ein auf einem ungegliederten groben Granitpfeiler von 2,30 m aufgesetztes Hand geschmiedetes 2,20 m x 1,40 m großes Eisenkreuz. Es war das ehemalige Kirchturmkreuz, das nach der Kirchturm-Neueindeckung (1966) als Ersatz für das ehemalige hölzerne „Hohe Kreuz“ hier einer sinnvollen Verwendung in der Flur zugeführt wurde.

Nicht unbeachtet lassen sollten wir im Friedhof das 1957 errichtete Kriegerdenkmal und dort kurz unserer Gefallenen und Vermissten gedenken. Die Mantlarner Straße erreichend sieht man schon von Weitem das letzte Objekt unseres Rundweges, das „Fischerkreuz“ an der Dorfstraße.

SchreinergrotteDer 1,90 m hohe gegliederte Granitstock ist mit einem 1,20 m hohen teilvergoldeten Gusseisenkreuz mit Altarblatt bekrönt. Der Sockel enthält die Anfangsbuchstaben „M.F.“, wobei das „F“ auf einen Vorbesitzer „Fischer“ hinweist  (das „M“ für den Vornamen konnte nicht geklärt werden); darunter ist das Jahr 1865 eingemeißelt. Gepflegt wird das Relikt, an dem alljährlich zu Fronleichnam ein Altar erstellt wird,  von Therese Fink.

Etwas abseits, an der St2159, an der Abzweigung nach Zankendorf befindet sich noch die „Schreiner-Grotte“. Sie soll 1880 durch den damaligen Besitzer, Josef Bauer, Hausname "Schreiner", errichtet worden sein.

Eine weitere Grotte, die "Bräugrotte", wurde von Eisenbahnbauarbeitern um 1904 an einem steilen Felshang an der linken Straßenseite Richtung Oberkonhof errichtet. In ihr befindet sich eine Figur der Lourdes-Madonna. Eigentümer ist die Familie Löhnert, Pertolzhofen.